Kann das Spielen eines Blasinstrumentes (Saxophon) sich bei Jugendlichen mit Marfan-Syndrom negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken?
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Das Spielen eines Blasinstruments führt zu einem erhöhten Druck in den Atemwegen. Der mittlere Anblasdruck beträgt bei einer Flöte 1 - 6 mmHg, bei der Klarinette 20 - 34 mmHg, beim Saxophon 20 - 46 mmHg und bei der Trompete 13 - 42 mmHg (Kreuter, 2008). Dies kann zu Überblähungen (Emphysemen) der Lungenbläschen führen. Dies wird bei ansonsten gesunden Berufsmusiker:innenn beobachtet. Allerdings sollte hierbei bedacht werden, dass diese Personen in der Lunge und den Atemwegen ein normales Bindegewebsgerüst haben, was bei Patient:innen mit Marfan-Syndrom nicht zutrifft. Lungenemphyseme und ein spontanes Platzen dieser Emphyseme (Pneumothorax) sind ja bereits bei normalen Atemwegsdrucken eine bekannte Komplikation des Marfan-Syndroms. Es ist daher anzunehmen, dass das regelmäßige Musizieren mit einem Blasinstrument die Neigung zu Emphysemen bei Patient:innen mit dem Marfan-Syndrom begünstigt.
Bei heftigem Pressen während des Spiels muss darüberhinaus mit akuten Blutdruckspitzen gerechnet werden. Diese begünstigen die Aortenerweiterung und sollten daher vermieden werden. Aus diesem Grund sollten Patient:innen mit Marfan-Syndrom auch keine Kraftsportarten (Gewichtheben etc.) betreiben.
So gesehen können die Belastungen beim regelmäßigen und ambitionierten Spielen eines Blasinstruments den Krankheitsverlauf also durchaus ungünstig beeinflussen. Der spielerische Umgang mit einer Blockflöte im Kindergarten dürfte demgegenüber kaum schaden.
Siehe auch: Pneumologische Aspekte des Musizierens auf einem Blasinstrument - physiologische, pathophysiologische und therapeutische Gesichtspunkte, Kreuter M, Kreuter C, Herth F., Pneumologie 2008; 62: 83 - 87
/ Dr. Stefan Kotthoff, WWU Münster, Kinderkardiologie